Stiel-Eiche

Die Stiel-Eiche (lateinisch: Quercus robur) gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Sie ist in weiten Teilen Europas heimisch. Ihr Ausbreitungsgebiet reicht vom nördlichen Spanien bis nach Südschweden und von Schottland bis zum Ural. In Deutschland gehört die Stiel-Eiche zu den wichtigsten Waldgehölzen. Dank ihrer langen Lebensdauer war sie bereits bei unseren Vorfahren Symbol der Ewigkeit. Die Germanen hielten im Schatten uralter Eichenhaine Gerichtstage ab oder brachten den Göttern Opfer dar. Als heiliger Baum war sie dem Donar oder Thor geweiht. Verglichen mit einem Menschenleben können Eichen sehr alt werden. 1000 Jahre, manchmal sogar ein wenig mehr, sind für sie durchaus erreichbar. Doch häufig wird das Alter unserer Eichenveteranen überschätzt. Selbst sehr starke Bäume zählen in der Regel nicht mehr als 500 – 600 Jahre. Da das Dickenwachstum während der gesamten Lebensdauer anhält, können solche alten Exemplare mächtige Stämme von bis zu 3 m Durchmesser bilden. Das Image von Standhaftigkeit, Tradition und Verehrung ist gerade in Deutschland sehr eng mit den Eichen verknüpft. Auf Wappenbildern, Briefmarken, Münzen, Stempeln oder Warenzeichen werden der Baum, sein Laub oder die Eichelfrucht nach wie vor als Symbol verwendet.

Im Frühjahr, zwischen Mitte April und Ende Mai, erfolgt die Ausbildung der männlichen und weiblichen Blüten. Den Transport des Pollens besorgt der Wind. Zeitgleich bildet sich auch das neue Blattgrün. Da sich das Laub erst langsam entfaltet, ist es der Windbestäubung nicht hinderlich. Die Früchte, die als Eicheln bekannt sind, hängen an langen Stielen. Daher stammt auch der Name Stiel-Eiche. Beim nahen Verwandten, der Traubeneiche, sitzen die Früchte hingegen in Knäulen oder Trauben direkt an der Blattachsel. Stiele fehlen hier völlig. Die Früchte der Stiel-Eiche sind darüber hinaus etwas größer als die der Traubeneiche. Außerdem weisen sie grünlichbraune Längsstreifen auf, die beim Trocknen jedoch verschwinden. Durch ein einfaches Experiment lassen sich die reifen Früchte dennoch leicht identifizieren. Man braucht sie nur anzufeuchten. Bei der Stiel-Eiche werden dann die charakteristischen Längsstreifen wieder sichtbar. Bei der Traubeneiche fehlen sie.

Im Oktober beginnt die Verfärbung des Eichenlaubs. Während andere Waldbäume bald danach ihre Blätter abwerfen, behalten einige Eichen ihr verdorrtes Herbstlaub zum Teil bis zum Frühjahr. Dieses Phänomen, das auch bei Rotbuchen auftreten kann, ist ein altes Familienerbe. Eichen und Buchen gehören zur Pflanzenfamilie der Fagaceae. Vom Ursprung her sind dies subtropische, immergrüne Gewächse. Erst im Verlauf der letzten Eiszeit wurden unsere Eichen und Buchen gezwungen, sich im Winter des Laubes zu entledigen. Und das fällt ihnen offensichtlich heute noch schwer.